Claus Biederstaedt

* 28.06.1928 in Stargard, Pommern
† 18.06.2020 in Eichenau

Angelegt am 22.06.2020
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Über den Trauerfall (8)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Claus Biederstaedt, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Claus Biederstaedt

22.06.2020 um 16:48 Uhr von Redaktion

Claus Biederstaedt (* 28. Juni 1928 in Stargard in Pommern; † 18. Juni 2020) war ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher.

Leben

22.06.2020 um 16:47 Uhr von Redaktion

Claus Biederstaedt war der einzige Sohn von Fritz Biederstaedt (1897–1971), einem Studienrat für Musik und Kunstgeschichte an der Stargarder Mädchenoberschule, der auch als Dirigent und Organist tätig war.

 

Wie für seinen Vater spielte Musik in Claus Biederstaedts Leben eine große Rolle, sie war für ihn „von Kindesbeinen an das Größte überhaupt“. Der Vater wurde als Reserveoffizier während des Zweiten Weltkriegs eingezogen und diente an der Ostfront in einem Generalstab. Der Großvater Paul Biederstaedt († 1935) war Superintendent der Marienkirche in Prenzlau. Ihm verdankte Claus Biederstaedt indirekt seine Rettung aus einem von den Russen eingeschlossenen Kessel am Ende des Zweiten Weltkrieges, weil der Fahrer eines Militär-LKWs seinen Großvater kannte und ihn deswegen mitnahm. Seine Kameraden kamen alle ums Leben.

 

Der ursprüngliche Berufswunsch des Vaters war Opernkapellmeister gewesen. Bei ihm erlernte Claus Biederstaedt das Klavier- und Orgelspiel und sang in dessen Chor mit. Seine Mutter war sehr kunstinteressiert und musikalisch. Sie übernahm wiederholt Solopartien, z. B. in Händels Messias oder im Bachschen Weihnachtsoratorium. Als Kind bewunderte Biederstaedt Ernst Udet, mit dem er einmal mitfliegen durfte, weil dieser indirekt mit Biederstaedts Eltern bekannt war. Daraus entwickelte sich eine Schwärmerei für den Beruf des Piloten.

 

Im Alter von 15 Jahren wurde Claus Biederstaedt Flakhelfer, mit 16 wurde der Schüler des Gröning-Gymnasiums an die Ostfront einberufen. Nachdem seine Mitschüler alle gefallen waren, gelang es ihm gerade noch, mit einem verwundeten Kameraden vor den heranrückenden sowjetischen Truppen in Richtung Westen zu fliehen. Biederstaedts Mutter, ebenfalls auf einem Treck nach Westen unterwegs, war aufgrund der desolaten Lage der festen Überzeugung, ihr einziger Sohn Claus sei gefallen, nahm sich daher mit einer Zyankalikapsel das Leben und wurde in einem Massengrab beigesetzt.

 

Nachdem er wieder mit seinem Vater zusammengetroffen war, zogen beide nach Hamburg. Dort besuchte er das Wilhelm-Gymnasium, um sein Abitur nachzuholen, das er mit Großem Latinum und Graecum ablegte. Nebenbei sang er im Chor seines Vaters mit. Einer seiner Mitschüler am Gymnasium war Joachim Kaiser. Biederstaedt entschloss sich zu einem Medizinstudium, um Arzt zu werden.[8] Im vierten Semester erkannte er jedoch, dass er dafür nicht geeignet war. Als er mit seinem Chor bei einem Theaterstück auf der Bühne stand, lernte er Will Quadflieg kennen und schätzen. Dieser gab ihm an der Schauspielschule des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg Unterricht und wurde zu seinem Vorbild. Unterrichtet wurde er auch durch Joseph Offenbach und Josef Dahmen. Unter Offenbach war er zeitweise als Regieassistent tätig. Er erlernte das Fechten, rhythmische Gymnastik, Kostümkunde, Literaturgeschichte, Sprechtechnik und das Rollenstudium. Nach der Abschlussprüfung vor der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger spielte er als Theaterschauspieler unter anderem an den Bühnen in Hamburg, Berlin, München, Köln und Wiesbaden.

 

1952 gab Biederstaedt in Die große Versuchung sein Filmdebüt und erhielt dafür den Deutschen Filmpreis als Bester Nachwuchsschauspieler. In späteren Jahren trat Biederstaedt auch häufig im Fernsehen auf; unter anderem spielte er 1963 an der Seite von Heidelinde Weis die männliche Hauptrolle in der zwanzigteiligen Fernsehserie Meine Frau Susanne.

 

Seit 1960 arbeitete Claus Biederstaedt als Synchronsprecher. So lieh er seine Stimme häufig Marlon Brando (u. a. in Der letzte Tango in Paris oder Queimada), James Garner (deutsche Standard-Synchronstimme seit Detektiv Rockford – Anruf genügt), Peter O’Toole (Wie klaut man eine Million?), Peter Falk (Columbo), Vittorio Gassman (u. a. Das Leben ist ein Roman oder Verliebt in scharfe Kurven) und Yves Montand (u. a. César und Rosalie oder Vincent, François, Paul und die anderen). In der Fernsehserie Raumpatrouille (1966) sprach er den Einführungstext „Was heute noch wie ein Märchen klingt …“. Als Erzähler aus dem Off kam er unter anderem in der TV-Produktion Es muß nicht immer Kaviar sein (1977) zum Einsatz. Seine Stimme war auch in der Werbung zu hören. Der bekannteste Werbespot mit Biederstaedt war Anfang der 1990er Jahre der für das Audi-Procon-ten-System.

 

Biederstaedt arbeitete auch als Theaterregisseur und inszenierte unter anderem 1985 Des Teufels General, 1986 Der Hauptmann von Köpenick und 1993 Gerhart Hauptmanns Vor Sonnenuntergang. Er stand mehr als 1000 Mal gemeinsam mit den Schauspielerinnen Karin Dor und Angélique Duvier in dem Stück Der Neurosenkavalier von Gunther Beth auf der Bühne, zuletzt 2008 in Essen.

 

Im Jahr 2008 musste er im Alter von 79 Jahren seine beruflichen Engagements aufgeben. Eine Krebserkrankung wurde diagnostiziert, die zahlreiche Operationen erforderlich machte und zum Verlust des größten Teils seiner Zunge führte.

 

Claus Biederstaedt war seit 1972 in zweiter Ehe verheiratet und hatte einen Sohn (* 1961) aus erster Ehe, der ausgebildeter Filmeditor ist. Er lebte zuletzt in Eichenau. Claus Biederstaedt starb im Juni 2020, wenige Tage vor seinem 92. Geburtstag.

Ehrungen

22.06.2020 um 16:44 Uhr von Redaktion

1952: Bundesfilmpreis als bester Nachwuchsschauspieler

Filmografie

22.06.2020 um 16:43 Uhr von Redaktion

52: Die große Versuchung

1953: Liebeskrieg nach Noten

1953: Arlette erobert Paris

1953: Ich und Du

1954: Sauerbruch – Das war mein Leben

1954: Eine Liebesgeschichte

1954: Sanatorium total verrückt

1954: Die Sonne von St. Moritz

1954: Feuerwerk

1954: Keine Angst vor Schwiegermüttern

1954: Der letzte Sommer

1954: Ewiger Walzer

1955: Musik, Musik und nur Musik

1955: Kinder, Mütter und ein General

1955: Zwischenlandung in Paris (Escale à Orly)

1955: Der Himmel ist nie ausverkauft

1955: Drei Männer im Schnee

1955: Meine Kinder und ich

1955: Mädchen ohne Grenzen

1955: Urlaub auf Ehrenwort

1956: Kleines Zelt und große Liebe

1956: Das Donkosakenlied

1956: Die Christel von der Post

1956: Charleys Tante

1956: Vor Sonnenuntergang

1956: Schwarzwaldmelodie

1956: Was die Schwalbe sang

1957: Die verpfuschte Hochzeitsnacht

1957: Kindermädchen für Papa gesucht

1957: Blaue Jungs

1957: Es wird alles wieder gut

1957: Die Beine von Dolores

1958: Nachtschwester Ingeborg

1958: Petersburger Nächte

1958: Majestät auf Abwegen

1958: Scala – total verrückt

1959: Mandolinen und Mondschein

1959: Was eine Frau im Frühling träumt

1959: Tunisi top secret

1959: Ein Sommer, den man nie vergißt

1959: Glück und Liebe in Monaco

1959: Die Liebe des Jahres (Fernsehfilm)

1960: Schick deine Frau nicht nach Italien

1960: Willy, der Privatdetektiv

1961: Isola Bella

1961: Was macht Papa denn in Italien?

1961: Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn

1962: Letzter Punkt der Tagesordnung (Fernsehfilm)

1962: Wenn die Musik spielt am Wörthersee

1962: Die Post geht ab

1963: Schwiegerväter (Fernsehfilm)

1963: Meine Frau Susanne (Fernsehserie)

1963: Der Hexer (Fernsehfilm)

1963: Übermut im Salzkammergut

1963: … denn die Musik und die Liebe in Tirol

1964: Komödie der Irrungen (Fernsehfilm)

1964: Jetzt dreht die Welt sich nur um dich

1965: Caesar und Cleopatra (Fernsehfilm)

1965: Hotel der toten Gäste

1966: Geschichte des Rittmeisters Schach von Wuthenow (Fernsehfilm)

1966: Hava, der Igel (Fernsehfilm)

1967: Nobile – Sieben Wochen auf dem Eis (Fernsehserie)

1968: Diese Frau zum Beispiel

1968: Der blaue Strohhut (Fernsehfilm)

1968: Flachsmann als Erzieher (Fernsehfilm)

1970: Gefährliche Neugier (Fernsehfilm)

1970: Die lieben Freunde (Fernsehfilm)

1970: Auf und davon (Fernsehfilm)

1971: Der Kommissar – Kellner Windeck (Fernsehserie)

1972: Scheidung auf musikalisch (Fernsehfilm)

1972: Ein Chirurg erinnert sich (Fernsehserie)

1973: Bleib' wie Du bist (Fernsehfilm)

1973: Okay S.I.R. – Alte Rechnungen

1974: Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer

1974: Unter einem Dach (Fernsehserie)

1974: Tausend Francs Belohnung (Fernsehfilm)

1974: Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler

1974: Der Kommissar – Der Liebespaarmörder

1975: Beschlossen und verkündet – Alle Vorteile gelten (Fernsehserie)

1975: Der Kommissar – Eine Grenzüberschreitung

1976: Der Kommissar – Der Held des Tages

1976: Festival für einen Gauner (Fernsehfilm)

1977: Haben Sie nichts zu verzollen? (Fernsehfilm)

1977: Es muß nicht immer Kaviar sein (Fernsehserie, Off Stimme Erzähler)

1977: Sonderdezernat K1 – Tod eines Schrankenwärters (Fernsehserie)

1978–1982: Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger (Fernsehserie, 60 Folgen)

1979: Derrick – Schubachs Rückkehr

1980: Polizeiinspektion 1 – Die unangenehme Sache mit Berndi (Fernsehserie)

1980: Der Alte – Bruderliebe (Fernsehserie)

1981: Der Alte – Schwarzer Montag (Fernsehserie)

1982: Wasser für die Blumen (Fernsehfilm)

1982: Zwei Tote im Sender und Don Carlos im PoGl (Fernsehfilm)

1982: Sonderdezernat K1 – Das masurische Handtuch

1982: Villa zu vermieten (Fernsehfilm)

1982: Derrick – Ein unheimliches Erlebnis

1983: Unsere schönsten Jahre (Fernsehserie)

1983: Polizeiinspektion 1 – Erziehungsfragen (Fernsehserie)

1984: Berliner Weiße mit Schuß (Fernsehserie)

1985: Es muß nicht immer Mord sein – Nachbarschaftshilfe (Fernsehserie)

1985: Derrick – Tod eines jungen Mädchens

1988: Die Schwarzwaldklinik – Der Anfang vom Ende? (Fernsehserie)

1988: Die Schwarzwaldklinik – Wie Du mir so ich Dir (Fernsehserie)

1989: Der Alte – Ein Tag der Angst (Fernsehserie)

1993: Derrick – Die seltsame Sache Liebe

2011: Germaine Damar – Der tanzende Stern (Fernseh-Dokumentation)

Hörspiele

22.06.2020 um 16:42 Uhr von Redaktion

1963: Herbert Asmodi: Die Harakiri-Serie – Regie: Hans-Dieter Schwarze (Kriminalhörspiel – BR/HR)

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