Ralf Kaese

Lieber Ralf,

vor einigen Jahren haben wir uns in Kiel getroffen. Du warst fröhlich und wir haben uns nett unterhalten. Niemals hätte ich vermutet, was Dir solche Sorgen bereiten könnte, dass Du nicht mehr leben möchtest. Wir kennen uns seit der Ausbildung. Du warst immer ein feiner Kerl; fröhlich, ehrlich, strebsam, diszipliniert und doch sehr verletzlich.

Jeder von unseren Kollegen war gern mit Dir zusammen, auch wenn es Dir manchmal schwer fiel, über Deinen Schatten zu springen.

Kein Mensch verdient das, was Du vermutlich ertragen musstest. Du am allerwenigsten! Ich bin schockiert und sehr traurig, dass es Dich nicht mehr gibt. Noch mehr schockiert mich der mutmaßliche Grund dafür.

Ich frage mich ständig, was wohl geschehen muss, damit es so kommt wie es gekommen ist ? Es gibt doch für alles eine Lösung ! Was muss der Druck anderer Menschen mit einem machen, dass man sein Leben und das Glück seiner Familie über Bord wirft, nur um endlich Ruhe zu haben ? Wie geht es jemandem, der keine Kraft zum kämpfen mehr besitzt und nur noch diesen einen letzten Ausweg zu besitzen scheint ?

Ich wünsche Dir, dass Du es jetzt besser hast, wo auch immer Du jetzt bist. Deiner Familie wünsche ich viel Kraft und Mut für die Zukunft.

Nimm diesen Text als letzten Gruß eines alten Weggefährten und noch ein kleiner Wunsch zum Schluss:

Alle Menschen, die dieses lesen und die ebenfalls so verzweifelt sind, die nicht mehr ein- oder aus wissen, diese Menschen sollten sich denen offenbaren, die sie lieben. Guten Freunden oder professioneller Hilfe. Es gibt für alles eine Lösung und einen Weg. Das Leben ist einfach zu schön und zu einzigartig, um es wegen der Rücksichtslosigkeit von Menschen im beruflichen Umfeld wegzuwerfen.

Sollte es ein Leben nach dem Tode geben und es geschieht vielleicht noch einmal, so schöpfe alle Möglichkeiten aus, auch die des Ruhestands, des Berufswechsels, egal. Ziehe Menschen ins Vertrauen und auch die berufliche Reißleine, aber gehe unter keinen Umständen von dieser Welt. Sie ist so schön !

Liebe Grüße

Sönke

Lieber Ralf,

Es gibt Momente im Leben, da bleibt man sprachlos zurück.

Dein Tod ist so ein Moment. Wir, das heißt die ganze Familie sind fassungslos und tieftraurig.

Vor längerer Zeit hattest du mir erzählt, daß dir einige Vorgesetzte das Leben im Amt schwer machen. Heute sagt man wohl Mobbing dazu. Du warst ein kluger Kopf, aber für diese rauhe Welt zu sensibel, du konntest dich nicht wehren gegen diese Machtmenschen, die glauben, alles was sie sagen wäre rechtens.

Diese Menschen müssen jetzt mit der Schuld, dich in den Tod getrieben zu haben, weiterleben-

Du bist jetzt frei und unsere Tränen wünschen dir Glück.

Deine beiden Söhne - du warst ihnen ein wunderbarer Vater- werden mit der Hilfe ihrer Mutter das Leben meistern bis sie selbst auf sicheren Füßen stehen.

Grüße den Regenbogen

deine Tante Frauke